Eine Woche zum Englischlernen in Malta
Englischlernen unter Palmen, mit den Freunden die mediterrane Uferpromenade erkunden, neue Leute treffen, unzählige Eindrücke und Erlebnisse. So sah der Schulalltag von 26 Schülerinnen und Schülern der Reiffenstuel-Realschule aus, die am 27. September nach zwei Stunden Flugzeit in Sliema erstmals maltesischen Boden betraten. Bis 03. Oktober erlebten sie, verteilt auf neun Gastfamilien, das südländisch-mittelalterliche Flair der Städte, v.a. the Three Cities, Valletta und Mdina. Diese dienten mit ihren zahlreichen Festungsanlagen schon häufig als Filmkulisse (u. a. Game of Thrones oder Gladiator).
Die Stadt Sliema befindet sich direkt gegenüber Valletta, der Hauptstadt Maltas. Nur der Sliema Creek lieg dazwischen, von welchem aus die Seeleute Malta verließen und am Point Tigné ein Gebet Richtung Himmel schickten. Die heilige Mutter Maria sollte sie beschützen sowie ihnen eine friedliche und ruhige Seefahrt schenken. So gelangte die Stadt zu ihrem Namen, „Sliema“ bedeutet „Friede“ auf maltesisch.
Nun kamen die Traunsteiner Jugendlichen zwar den umgekehrten Weg und obendrein noch aus der Luft, und doch stand auch ihre Reise im Zeichen des Friedens. Natürlich ging es bei dem Besuch in erster Linie um die Sprachpraxis, doch gerade die Sprache und die Kunst der Kommunikation sind Schlüssel zu einem friedlichen Zusammenleben. Die Erlebnisse dieser Woche sind von unermesslichem Wert, sollten sie dazu beitragen Vorurteile gegenüber einer fremden Kultur abzubauen oder vorweg verhindern. Englisch, die zweite Amtssprache auf Malta, ist längst die Lingua franca - die weltweite Verkehrssprache, mit der sich täglich weit mehr Menschen verständigen als es Muttersprachler gibt. Englisch ist für 390 Millionen Menschen die Muttersprache, dem stehen 1,5 Milliarden Sprechende gegenüber – Tendenz weiter steigend.
Malta dient sowohl als positives als auch als mahnendes Beispiel für das Zusammenleben verschiedenster Kulturen. Auf der Mittelmeerinsel begegnet man einem wilden Potpourri aus arabischer, italienischer und britischer Kultur. Klingt unmöglich und ist doch atemberaubend, faszinierend und verblüffend harmonisch. Doch die Vergangenheit war alles andere als friedlich. Malta war die längste Zeit ihrer Geschichte blutig umkämpft. Nach dem Niedergang des römischen Reiches waren es zunächst die Araber, die von Tunesien aus die Insel eroberten. Zeuge dieser Zeit ist Maltesisch, die einzige arabische Sprache, die lateinische Buchstaben verwendet. Schon bald eroberten christliche Herrscher die Inseln, die sich den Überfällen der Mauren und später der Osmanen nur schwer widersetzen konnten. Schließlich übertrug Kaiser Karl V. die Insel dem Ritterorden der Johanniter mit dem Auftrag, aus Malta ein Bollwerk zur Verteidigung des Christentums zu machen. Kurz nach der Ankunft der Johanniter kam es zur blutigsten Schlacht der Geschichte Maltas, the Great Siege, welche die Christen für sich entscheiden konnten. Die Johanniter wiederum prägten die Insel am nachhaltigsten, ihre Bauwerke und ihr Erbe ist bis heute prägend.
In der neueren Geschichte war Malta über 150 Jahre britische Kronkolonie. Auch diese Phase hinterließ ihre kulturellen Spuren, die zu dieser außergewöhnlichen Mischung der maltesischen Kultur führte, welche einzigartig auf der Welt ist.
Heute steht Malta für ein friedliches Zusammenleben der Kulturen und etablierte sich in den letzten Jahrzehnten zum Hotspot für Sprachschulen. In Sliema und St. Julian's wurde ein Netzwerk von Sprachschulen, Gastfamilien und Ausflugstourismus aufgebaut, welches den Sprachtourismus auf der Insel beflügelt. Die Zahl der Sprachschüler bleibt konstant hoch und wurde in diesen beiden Städten zu einem wichtigen Teil der Wirtschaft.
Die maltesische Sprachschule der Traunsteiner ist sehr gut organisiert und bot den Schülerinnen und Schülern der Reiffenstuel-Realschule neben dem Unterricht die Möglichkeit die Kultur Maltas hautnah zu erleben. Das Leben mit den Gastfamilien bietet darüber hinaus authentische Einblicke, die man als Hoteltourist nicht bekommen wird. Zu den Highlights zählten ein Ausflug in die Hauptstadt Valletta einschließlich einer Fährfahrt über den Sliema Creek und dem dortigen Besuch des Großmeisterpalasts sowie der anschließenden Fährfahrt nach Birgu mit gemeinsamem Abendessen. Beeindruckend war auch auch die Fahrt nach Rabat und Mdina, der alten Hauptstadt der Insel, und der Blick von den Dingli Cliffs auf's Meer. Einige Freiwillige fuhren am Mittwoch noch einmal mit nach Valletta, um die St. John's Co-Cathedral zu besuchen, die Prunkkathedrale der Johanniter auf Malta und eine der berühmtesten und prächtigsten Kirchen Europas mit dem weltbekannten Gemälde „Die Enthauptung des Johannes des Täufers“ von Caravaggio. Unvergesslich wird auch der Besuch von Hagar Qim mit seinen Tempelanlagen und Megalithen aus der Zeit 3.600 bis 2.500 vor Christus bleiben und das Erleben der Abendstimmung in der Fischerstadt Marsaxlokk.
Der Dank der Schulfamilie geht an Herrn Seidel, der für die aufwändige Organisation dieser Sprachreise verantwortlich ist, sowie an die weitere begleitende Lehrkraft Frau Bramer. Insgesamt sammelten die Traunsteiner Jugendlichen zahlreiche Erlebnisse und hatten in dieser Woche das wohl interessanteste Klassenzimmer ihrer Schulzeit.

